Industriedenkmal Vakuumdampfmaschine

Die Zörbiger Zuckerfabrik wurde 1851/52 durch die Gebrüder Elsner gegründet, ging aber kaum drei Jahre später wieder in Konkurs. 1872 richtete sich die Firma Bock & Co. in den zwischenzeitlich weitergenutzten Fabrikgebäuden ein, deren Schornstein neben den anderen Türmen in der Stadt stadtbildprägend wurde und produzierte in enger Vernetzung mit der regionalen Landwirtschaft aus den angebauten Rüben Raffinadezucker u.a. Produkte. 1869 wurde erstmals durch den vormaligen Amtmann Wilhelm Pfeffer – einen unternehmerischen Pionier der dazu die seit längerem lokal angebauten Zuckerrüben verwendete – eine derartige ‚Saftfabrik‘ mitten in der Stadt (Grundstück Ratshof 8, ehem. Rittergut Neustadt) errichtet, bevor 1873 durch die Gebrüder Kunze eine zweite Rübensaftfabrik in der Bitterfelder Straße erbaut wurde. Die Entwicklung der Fabriken bzw. die Frage des Transports der erzeugten Waren begünstigte gemeinsam mit dem Orgelbau (Transport der Pfeifen, Spieltische, Mechanik usw.)auch den 1897 erfolgten Anschluss Zörbigs an die Eisenbahn – der sogenannten Zörbiger Saftbahn. Bis heute werden am Standort Zörbig durch die Firma ZUEGG aus lokalen landwirtschaftlichen Erzeugnissen Marmeladen und Sirup hergestellt. Die Rübe als Grundlage für die aus Zörbig stammenden Produkte Zucker und Sirup trägt noch heute als ein für die Stadt identitätsstiftendes Merkmal zum Selbstverständnis bei.

Als technisches Zeugnis der ehemaligen "Saftfabrik" in der Bitterfelder Straße existiert noch heute eine ca. 1890 von der Braunschweigischen Maschinenbau-Anstalt hergestellte und acht Tonnen schwere Vakuumpumpe (Grundfläche ca. 200 x 600cm), die mit Unterdruck den gewonnenen Rübensaft zum Kochen bringen und somit eine schnellere Verarbeitung ermöglichen sollte. Da die Gebäude der vormaligen Fabrikanlage nach 1990 abgerissen wurden und die Maschine über Jahre ungenutzt im Freien stand, wies sie zahlreiche Schäden auf. Auf Initiative einiger Zörbiger Bürger, sollte die Pumpe als Zeugnis der örtlichen Industrialisierung erhalten bleiben. Um die Maschine wieder funktionstüchtig zu machen, bedurfte es einer grundlegenden Überholung mit nicht geringem Arbeitsaufwand. So mussten einige Teile, wie zum Beispiel das aus Bleibronze bestehende Gleitlager der Kolbenstange neu angefertigt, der defekte Fliehkraftregler gründlich überholt und das durchgebrochene Maschinenbett gesichert werden; zudem war es notwendig, eine Antriebsstation und einen neuen Betonsockel zu errichten, um die Funktionstüchtigkeit zu veranschaulichen. Heute befindet sich die Vakuumpumpe, die in städtisches Eigentum übergegangen ist und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden soll, in einem eigens dafür errichteten Unterstand in der Alten Bahnhofstraße/Ecke Wallstraße.

Brigitta Weber/Stefan Auert-Watzik