Thomas Selle
Der Komponist und Kirchenmusiker Thomas Selle (23.03.1599 - 02.07.1663) verbrachte die ersten Lebensjahre in seiner Geburtsstadt und besuchte dort die Lateinschule. In der evangelischen Zörbiger Kirche bestand seit 1562 eine "Canterei", wo Selle vielleicht schon mitgesungen hat. Mit 14 Jahren wechselte er zum weiteren Schulbesuch nach Leipzig und gehörte dort dem Thomaner-Cohr an. Von J.H. Schein (Thomas. Kantor) erhielt er die erste Ausbildung in Komposition. 1622 ist Th. Selle an der Leipziger Universität eingeschrieben. Zwei Jahre später hatte er eine Anstellung in Heide (Holstein) und nannte sich "Scholae Heidanae p. t. Collega".
Sein erstes musikalisches Werk "Drey schöne Ding" erschien 1623 in Rostock. Kurz darauf wurde er für neun Jahre Rektor in Wesselburen und leitete dort vermutlich auch die Kirchenmusik. In dieser Zeit überzogen die Wirren des 30jährigen Krieges und die Pest den Norden Deutschlands. 1629 heiratete Th. Selle die Husumer Bürgertochter Anna Weihe und wechselte 1634 als Kantor nach Itzehoe. Dort hatte er nun ein regelmäßiges gutes Einkommen, doch arge Disziplinschwierigkeiten mit den Schülern.
Im Sommer 1641 folgte er dem Ruf nach Hamburg als "Stadtkantor und Canonicus minor am Dome" mit dem Titel "Städtischer Musik-Direktor". Hier konnte er sich ausschließlich der Musik widmen. Es fanden geistliche Höhepunkte in Hamburg mit musikalischer Gestaltung von Th. Selle statt. Am 2.Juli 1663 verstarb der Komponist an der Pest. Der größte Teil seines geistlichen und weltlichen Schaffens liegt handschriftlich in 19 Foliobänden gesammelt vor. Viele Kompositionen davon resultieren aus der Hamburger Zeit und nehmen einen wichtigen Platz in der Musikgeschichte ein. Th. Selle steht gleichrangig neben den berühmten "drei S-Komponisten" des 17. Jahrhunderts Heinrich Schütz, Johann Hermann Schein und Samuel Scheid. Selles Musik erklingt auch heute noch in Kirchen und Konzerten.